Ich mag den Begriff „Crunch Time“ nicht besonders; vielleicht weil er aus meinem beruflichen Umfeld kommt – und nur teilweise mit dem zu vergleichen ist, was wir gerade beim FC St. Pauli erleben.
Crunch Time = zu viel zu tun, zu wenig Zeit
In Softwareprojekten (auch denen, die mit Fußball zu tun haben, wie meine) meint Crunch Time in der Regel die Zeit vor Releases, Launches, Deadlines, Zeiten in denen mehr Arbeit übrig ist, als Zeit. Die Arbeit wird verdichtet, was in der Regel heißt, dass die Entwickler länger arbeiten, um das gesteckte Ziel zu erreichen.
Das ist beim Fußball anders. Weder die Länge der Spiele (90 plus Minuten), noch die Menge der Spieler auf dem Platz verändern sich – und doch verdichtet sich etwas. Meiner bescheidenen Meinung nach, fühlen wir Supporter und unsere Jungs auf dem Rasen eine Verdichtung der Zeit, weil immer weniger Spieltage übrig bleiben, um Punkte aufzuholen, die man in der Saison liegen gelassen hat. In unserem Fall sind es genau zwei Spiele, von denen eines gewonnen werden muss, wollen die Boys in Brown aus eigener Kraft direkt aufsteigen.
Zusammen mit der Erschöpfung, die am Ende einer intensiven Saison sich einstellt, wirkt die Unsicherheit am Ende eines Zyklus zusätzlich wie ein Brennglas: Das Ende der großen Iteration ist sichtbar – im Unterbewußten checkt man gerade dann aus, wenn es besonders darauf ankommt, präsent zu sein.
Transparenz, Fokus, Openness agile Werte, die helfen die Crunchtime zu überstehen
In agilen Kontexten, insbesondere im Scrum Framwork, kennt man dieses Problem, weswegen man Werte formuliert hat, die als Basis eines Team fungieren – um vor allem Zeiten der Unsicherheit und des Stress zu meistern.
Transparenz ist einer davon (im englischen flankiert durch den Wert der Openness). Die Grundidee ist einfach: nur Teams, die transparent ihre Situation kommunizieren, im Team, mit ihren Stakeholdern (im Falle des FCSP – uns!), können sich die Sicherheit erarbeiten, die man in Krunchzeiten braucht.
Fokus: Die Konzentration auf klar gesteckte Ziele in einer Iteration ist der Schlüssel für jedes Scrum Team. Übertragen auf die Boys in Brown bedeutet das: Fokus auf das Gewinnen des nächsten Spiels.
Was uns zu Marcel Hartel bringt.
Ich gestehe jedem Team nach so einer Saison zu — in der sie regelmäßig 1910% rausgehauen haben – dass sie auf der Geraden ein wenig schwächeln.
Bitte unterschätzt mir aber nicht den Effekt, wenn einer der Säulen des Teams sich einfach nicht entscheiden will. Nä Hartelbaby? Der April ist lange um und was ich sehe ist, ein Sich-persönlich-absichern auf Kosten des Teams. Das sehe ich, Sorry liebe Fanboys.