Im modernen Fußball stehen Trainer, Torschützen oder Ultras oft im Rampenlicht. Doch beim FC St. Pauli arbeitet seit 2019 ein Mann im Verborgenen daran, ein geschlossenes, mutiges Team zu formen, das der DNA des Vereins treu bleibt: Andreas Bornemann , Sportdirektor. In jedem Transferfenster komponiert er taktische Symphonien mit begrenzten Ressourcen, untypischen Profilen und einer klaren Vision. Und jede Saison macht der Verein Fortschritte.
// Dieser Text erschien das erste Mal im französichen FCSP Blog: FCSP Kultur. mit frdl. Genehmigung. Übersetzung: @erik_hauth) //
Andreas Bornemann: Der heimliche Architekt der Millerntor-Wunder
🧠 Ein Lebenslauf, geformt von harter Arbeit
Geboren am 15. September 1971 in Neuenburg am Rhein, begann Andreas Bornemann seine Karriere als Spieler beim SC Freiburg. Dort lief er hauptsächlich für die Amateurmannschaft auf, bestritt aber zwischen 1991 und 2000 auch einige Bundesligaspiele. Danach hängte er seine Fußballschuhe an den Nagel und widmete sich dem Sportmanagement.
Ab dem Jahr 2000 leitete er die Freiburger Fußballschule und verwandelte das alte Möslestadion in ein modernes Nachwuchszentrum. Später wurde er Manager beim SC Freiburg, gefolgt von Positionen als Sportdirektor bei Alemannia Aachen, Holstein Kiel, Greuther Fürth (wo er vor Amtsantritt wieder ausschied) und schließlich beim 1. FC Nürnberg. Dort wurde er 2019 entlassen, weil er sich geweigert hatte, seinen Trainer zu feuern – ein seltener Beweis von Loyalität in der Branche.
⚓ FC St. Pauli: Der Alchemist der Transfers
Am 1. Juli 2019 wurde Bornemann Geschäftsführer Sport des FC St. Pauli. Er übernahm einen Club, der nach Stabilität suchte und zwischen sportlichen Ambitionen und seiner sozialen Identität hin- und hergerissen war. Doch Saison für Saison hauchte er dem Projekt neues Leben ein.
Kontrollierte Transferphasen
Andreas Bornemann hat sich durch visionäre Verpflichtungen hervorgetan, die oft im Verborgenen stattfanden, aber deren Karrieren danach steil nach oben gingen:
- Viktor Gyökeres – 2020 von Brighton ausgeliehen, erzielte er 7 Tore in der 2. Bundesliga mit St. Pauli. Heute ist er schwedischer Nationalspieler und Starstürmer des FC Arsenal.
- Omar Marmoush – Kam im Januar 2021 als Leihgabe vom VfL Wolfsburg und traf in 21 Spielen 7 Mal. Inzwischen spielt er für Manchester City und ist ein Schlüsselspieler der ägyptischen Nationalmannschaft.
- Jackson Irvine – Ablösefrei verpflichtet, Kapitän der australischen Nationalmannschaft und inzwischen eine Mittelfeldsäule.
- Marcel Hartel – Technisch versierter und fleißiger Spieler, der während seiner Zeit beim FC St. Pauli im Mittelfeld unverzichtbar war.
- Eric Smith – Der Schwede ist unauffällig, aber als Taktgeber im Spiel essenziell.
- Elias Saad, Oladapo Afolayan, David Nemeth – Junge Spieler aus unteren oder exotischen Ligen, die sich perfekt integriert haben.
Bornemann sucht nicht nach großen Namen, sondern nach Spielern, die zum Spielstil, der Mentalität und den Werten des FC St. Pauli passen. Er bevorzugt intelligente, vielseitige und oft mehrsprachige Spieler, die sich schnell anpassen können – und sich auch in das Leben im Viertel einbringen.
🧭 Die Philosophie: Konsequenz, Diskretion, Effizienz
Andreas Bornemann ist kein Mann für markige Sprüche. Er redet wenig, aber handelt methodisch. Seine Herangehensweise beruht auf:
- Stabilität für Trainer: Er unterstützt seine Übungsleiter, auch in schwierigen Phasen.
- Detaillierte Datenanalyse: Er nutzt fortschrittliche Scouting-Tools, behält aber auch immer ein gewisses Bauchgefühl bei seinen Entscheidungen.
- Respekt vor der Club-Identität: Er lehnt opportunistische Transfers oder Spielerprofile ab, die nicht zur Ethik des FC St. Pauli passen.
Seine Arbeit wird von den Fans, Beobachtern und selbst den deutschen Medien gelobt, die ihn als Kader-Zauberer bezeichnen.
🏁 Ergebnisse und Vertragsverlängerung
Unter seiner Führung hat der Club:
- Mehrmals knapp den Aufstieg in die Bundesliga verpasst und diesen in der Saison 2023-2024 erreicht.
- Seine Finanzen stabilisiert.
- Seine Attraktivität für internationale Spieler gesteigert.
- Und vor allem: seine Seele bewahrt in einem zunehmend uniformierten Fußball.
Sein Vertrag, der ursprünglich bis 2024 lief, wurde im Juli 2023 verlängert – ein Beweis für das uneingeschränkte Vertrauen des Vereins.
🕶️ Das Vermächtnis im Entstehen
Andreas Bornemann ist kein Mann für die Bühne. Aber er ist derjenige, der die Kulissen erhellt. Er verkörpert eine Form der stillen Führung, die auf Kompetenz, Loyalität und Weitblick beruht. Beim FC St. Pauli ist er zu einer der unsichtbaren Säulen des Erfolgs geworden – und jedes Transferfenster ist eine neue Demonstration seiner Kunst.
„Er redet nicht laut, er lässt den Platz sprechen.“
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