Der FC St. Pauli verpflichtet auf Leihbasis den 19-jährigen Aljoscha Kemlein vom sportlichen Vorbild FC Union Berlin.
Medienanalysen zufolge soll das Ausnahmetalent, das für Berlin schonmal Champions League Luft schnuppern durfte, das Loch stopfen, das die längere Asienreise von Connor und Jackson im Hochwinter reißen wird.
Unser Sportchef Andreas Bornemann bleibt sich dabei treu und setzt auf das, was Markus in unserem Podcast als “Jugend forscht” bezeichnet hat. Da ist Borne, wie er im Verein genannt wird, “eisern”, zieht seine Strategie durch, eher junges Gemüse zu verpflichten als gestandene aber gerade zu kurz kommende Bundesliga-Spieler auszuleihen.
Ich mag diese “Bornemanniertheit” ja inzwischen ganz gut leiden. Im Profifußball wohnt jedem Anfang nämlich schon ein baldiges Ende inne – das zu wissen und sein Handeln danach auszurichten, egal wem gegenüber, das imponiert mir.
Über den Jahreswechsel hat mich – wie viele von uns – die Hängepartie um Hürzelers Vertrag beschäftigt. Schon klar: der Mann ist in seiner sportlichen Handschrift im Jahr 2023 so erfolgreich und auffällig gewesen, das musste ja so kommen. Ist ihm auch nicht zu verdenken, wenn er sich eine Hintertür in Form einer Option offen halten möchte. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie diese Vorstellung auf die Prinzipien von Andreas Bornemann stößt und an ihnen abprallt. Klare Verhältnisse, junger Padawan, denke ich mir – keine Option: entweder den Weg mit St. Pauli gehen – oder gar nicht.
“Was denn, noch jünger?”
Dass jetzt auch Trainer meine Söhne sein können, daran muss ich mich allerdings erst noch gewöhnen.
“Aljoscha könnte sogar unser Enkel sein, rein theoretisch”, scherzt M. als wir zum neuen Jahr telefonieren. In Hamburg zieht für eine Woche skandinavische Kälte ein, das Team weilt im Trainingslager in Spanien – Zeit, den Bogen mal ein bisschen weiter zu fassen.
“Als ich anfing zum Fußball zu gehen waren die Spieler Erwachsene für mich. Beckenbauer, Kaltz, Hrubesch, alle älter”, sage ich. “Ach ja, wie jeder anständige St. Paulianer unserer Generation warst Du ja mal HSVer”, lacht Markus.
”Das war auch noch so, als ich begann ans Millerntor zu gehen”, antworte ich; und es schwingt ein wenig der Versuch mit, mich zu rechtfertigen, dass ich in der siebten Klasse mit meinem Freund Nils immer zum Volkspark geradelt bin, um den HSV zu sehen; Schülerkarte fünf Mark.
“Ottens oder André Golke waren auch älter als ich; Eisendieter Schlindwein sah auch noch so aus!”, sage ich dann und überlege, wann sich das wandelte?
“Fußballer sehen ja auch immer älter aus als alle anderen, da ist das schwer einzuschätzen”, ergänzt Markus.
Das erste Mal, dass ich einen kleinen Schock bekam war, als der erste Profi so alt war wie meine älteste Tochter. Ausgerechnet Fiete Arp (Baujahr 2000) war der Trigger – nu war ich alt.
“Spieler kommen, Spieler gehen – nur der FC der bleibt bestehen”, versucht mich M. zu trösten. “Solange wir noch stehen können und uns nicht mental gealtert im Alten Stamm vergnügen müssen, ist doch alles paletti”.
Recht hat er. Also auf das junge Gemüse; willkommen Aljoscha am Millerntor – erster einer Enkelgeneration am Millerntor? 😉
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