Der kleine Winter

FC Augsburg 3 x FCSP 1
Auswärtsniederlage, bitter.

Ein alter Freund von mir, DJ und Musik-Begeisterter, lebt seit 20 Jahren in Augsburg. Wir haben uns lange nicht gesehen; etwa so lange, wie der FC St. Pauli und der FCA aus Augsburg. Vor siebzehn Jahren spielten wir zuletzt gegeneinander – in einer anderen Zeit, in einer anderen Liga. (Ich habe ein Interview mit Markus Thorandt dazu gelesen – ja, so lange ist das schon her, der stand nämlich damals auf dem Platz).

Ironischerweise hat unser Sieg damals den FCSP in die Bundesliga geführt, den FCA soviel an Schwung gekostet, dass sie noch eine Runde Unterhaus drehen mussten; nur um dann 17 Jahre in der höchsten deutschen Spielklasse sich festzusetzen und dem neuen FC St. Pauli, dem ehrgeizigen unter Bornemann, als Vorbild zu dienen.

Vom Aufsteiger zum Bundesligisten – FCA als Vorbild

Als er R. davon hörte, dass die Leute vom Kiez zu Besuch kämen, lud er mich zum Spiel ein.

Meine Reise an die Mittellinie der WWK Arena in Augsburg begann eine Woche vorher, da segelte ich bei 26 Grad über die Ostsee nach Marstal; zum Absegeln der FCSP Segelabteilung. Bei Bier und Bratgut sinnierten wir natürlich nicht nur über die Böen, die uns entgegenwehten, sondern auch über den kühlen Wind, der den Boys in Brown ins Gesicht steht in Liga eins.

Ich blieb noch eine knappe Woche in der Sydsee, machte mich dann am Freitag von Fünen auf den Rückweg. Kurs Kiel, dann über Hamburg nach Augsburg.

Anfang September: Der kleine Winter

Das Wetter war inzwischen vollends gekippt. So ähnlich, wie beim FC St. Pauli, bei dem die vorsommerliche Fröhlichkeit aus dem Juni in eine kühle, klamme Bangigkeit umschlug.

Kein Stürmer mit Format, kein Hürzibaby mehr und mit Hartel der Topscorer im falschen Sankt. So lautet der Katzenjammer auf St. Pauli.

Ich konnte in den neun Stunden am Steuer gen Süden mir ein paar Podcasts reinziehen, unter anderem den von Ewald (16er). Lienen nuschelte irgendwas von „schnellen Leuten“, von denen Heidenheim vier bis fünf habe, Union noch zwei – die dann auch noch spielen. St. Pauli hat derer drei, von denen zwei auf der Bank schmorten. Ehrlich, der Fachmann klang nicht verwundert, er klang eingermaßen entsetzt.

Wasserlos – ideenlos, mutlos, chancenlos

Unterwegs kam ich an Orten mit lustigen Namen vorbei; eine Art, die Zeit zu vertreiben, die ich mir schon als Kind angeeignet habe. Ich sinnierte auf der Hinfahrt über „Wasserlos“, das lag schon in Bayern – und auf der Rückfahrt über Namens-gebende Beschreibungen unserer ersten Herren: Chancenlos, mutlos und so weiter. Gut, dass alle Ort schon Namen haben, dachte ich.

Im Stadion saßen wir und zwar ganz ungewöhnlich in Reihe 1 genau an der Mittellinie. Da konnte man unseren Boys direkt von der Körperhaltung ins Gemüt schauen, und was ich da sah, hat mir nicht gefallen.

„Ich hatte am Sonntag einen Platz am Spielfeldrand in Augsburg und werde den hilflosen Blick von Jackson nicht mehr los. Da war kein Plan, keine Zuversicht zu erkennen. Nur Überforderung.“

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About the author

Sophia Bennett is an art historian and freelance writer with a passion for exploring the intersections between nature, symbolism, and artistic expression. With a background in Renaissance and modern art, Sophia enjoys uncovering the hidden meanings behind iconic works and sharing her insights with art lovers of all levels. When she’s not visiting museums or researching the latest trends in contemporary art, you can find her hiking in the countryside, always chasing the next rainbow.