RB Leipzig: „Feinde des Fußballs“?

FCSP x Dosen Leipzig 0:0
Verdient; mit Roarr!

tl;dr:
St. Pauli lieferte gegen RB Leipzig eine starke Leistung und die Rückkehr zum 3-4-3-System führte zur besten Halbzeit seit Langem am Millerntor. Trotz Unentschieden war die Stimmung großartig. Der Autor kritisiert das pauschale RB-Bashing und sieht die DFL als Hauptproblem, nicht den Verein oder seine Fans, die sich respektvoll verhalten.

In meinem Podcast am Freitag habe ich mich gefragt, ob das zu erwartende Nachgeben Blessins und die Rückkehr zum 3-4-3 gerade gegen RB Leipzig eine gute Idee ist; Spoiler: es war eine gute Idee und führte zur besten ersten Halbzeit, die dieses Stadion seit langer Zeit in Liga eins gesehen hat.

Ich bin am letzten Sommertag 2024 von der Ostsee angereist, wo die 1. Frauen mit 7:0 in fast bayrischer Manier die Deerns vom MTV Kiel auseinander genommen hat. Die Sonne schien mir den ganzen Tag so schön auf die Stirn, dass ich fast vergaß wie schnell es schon dunkel wird. Es sollte sich herausstellen, dass ich nicht der Einzige war, der seine Sonnenbrille noch auf dem Kopf trug, als ich mich auf der Nord einfand – wie immer in der zugigen Ecke.

Willi machte auf Kultur im Baskenland und Markus wilderte in Berlin herum, sodass Dew, Nachwuchs Emil und ich ein Supportertrio bildeten. Die Stimmung schwankte irgendwo zwischen Fatalismus (0:5 war im Bereich des Möglichen) und Optimismus, immerhin hatten die Boys in Brown die letzten Spiele am Millerntor allesamt gewonnen. Dass das lange her ist, machte uns nicht bange – und unsere Spieler auch nicht.

Schon nach den ersten Minuten war klar: die Boys hatten Bock; und Energie, den Sprudelgiganten die Stirn zu bieten. Ganz weit vorne wurde da den Dosenjüngern schon auf die Socken gestiegen (gut, dass wir einen Schiri hatten, der viel laufen ließ).

„Die Atmosphäre war heute noch mal einen Tick besonderer als sonst.“

Hauke Wahl: FCSP.com

Das Millerntor johlte und jauchzte; die erste Halbzeit war die beste seit langem.

Saad, Saliakas und Carlo kauften den Roten Schneid und Ball immer wieder vorne ab. Hach, war das schön.

Beeindruckt war ich, wie schnell aus dem hürzelschen Aufbau nach vorne gespielt wurde. Da konnte man die Blessinsche Handschrift schon erkennen. Genauso wie bei dem Handtuch-dünnen Streifen, zu dem sich unsere Ketten bei Ballbesitz RBL zusammen zogen. Da waren zwischen Eggestein und Wahl keine 15 Meter Platz.

Der Jubel beim Abpfiff war befreiend – und ja, er hat mich sehr gefreut: so bar jeden Anspruchs, so wahrhaftig anerkennend – trotz Unentschieden ein großer Abend am Millerntor.

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Euer RB-Bashing geht mir auf den Zeiger

RB Leipzig: Feind des Fußballs - Banner Südkurve

„Was soll das Gepfeife, mit den Fans aus Leipzig haben wir doch nie Stress? Wo sollen die denn da hin zum Fußball? Zu Lokomotive?“ – Dew

Ich trinke kein Red Bull und finde das Konstrukt ähnlich problematisch, wie die ganzen anderen im bezahlten Fußball. Ich mag es nur nicht, wenn wir mit zweierlei Maß messen und lieb gewonnene Traditionen, wie das Spielen der Gästehymne konterkarieren.

RB Leipzig ist ein Sponsorenprojekt, das die Regelungen der Fußballliga brutal effizient ausnutzt. Offiziell ein Verein, operiert offen ein Millarden-Brauseimperium hinter dem Team-Netzwerk. Vielleicht macht dies dem einen oder anderen mehr Angst, als die etablierten Wettkampf- und Fairnesszerstörer Bayern, Bayer, Hoffenheim, Hannover oder VW Wolfsburg.

Ich habe mich dazu vor Jahren schonmal geäußert, hier nachzulesen: ‚Scheiss auf eure „Tradition“‚

https://www.stpaulinu.de/scheiss-tradition

Der Gästeblock – und das können wir in der Nord sehr gut einordnen! – gehört zu den angenehmen Gästen; keine zerdepperte Keramik, kein „Scheiß St. Pauli“ – sie applaudieren unseren frisch gebackenen Deutschen Meistern sogar fröhlich zu auf ihrer Ehrenrunde.

Nee, dieser Klub eignet sich imho nicht als besonderer „Feind des Fußballs“ – der Adressat müsste die DFL sein. Und da haben wir sogar einen im Präsidium sitzen!

Wenn Marco Rose uns nun noch lobt, ist das Ausdruck der Schieflage, die diese Opposition in den gesamten deutschen Fanszenen hat. Gut, dass wir nicht so schlimm sind, wie die in Dortmund und anderswo – gemein machen wir uns da trotzdem ein bisschen — fehlende Fuckfinger hin oder her.

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Zum Vertiefen: mein Interview mit den Fanclubsprecherinnen von RB Leipzig.

Antwort

  1. […] Red Bull mit seinem Sponsoring-Ansatz gelang, könnte eine solche international ausgerichtete Genossenschaft […]

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About the author

Sophia Bennett is an art historian and freelance writer with a passion for exploring the intersections between nature, symbolism, and artistic expression. With a background in Renaissance and modern art, Sophia enjoys uncovering the hidden meanings behind iconic works and sharing her insights with art lovers of all levels. When she’s not visiting museums or researching the latest trends in contemporary art, you can find her hiking in the countryside, always chasing the next rainbow.